Hunde dienten und dienen Menschen mit ihren speziellen Eigenschaften auf sehr unterschiedliche Weise. Ein Blick in die Geschichte der verschiedenen Rassen, die einst über Jahrhunderte hinweg speziell für die Jagd gezüchtet wurden, zeigt, dass Körperbau und Wesensart der Tiere ihrem entsprechenden Betätigungsfeld angepasst waren. Damit waren und sind sie bis heute für bestimmte Formen der Bejagung als Spezialisten tätig: Von Vordersteh- über Stöber- bis hin zu Schweiß-, Apportier- und Erdhunden — die Aufgaben der jeweiligen Vierbeiner sind sehr vielschichtig ausgerichtet.
Vorstehhunde
Das Verharren in einer bestimmten Position und das Anzeigen der Beute ist die Aufgabe eines Vorstehhundes. Er sucht auf großer Fläche zügig und zielstrebig mit hoher Nase gegen den Wind nach Wild. Hat er dieses aufgestöbert, zeigt er es durch das starre Verharren und Heben einer Pfote an. Ein Vorstehhund darf das Wild nie aufschrecken und jagen. Unter anderem gehören folgende Rassen zu den Vorstehhunden: Griffon, Weimaraner, Münsterländer, Irish Setter und Deutsch-Drahthaar.
Stöberhunde
Ganz anders verhält es sich bei den Stöberhunden: Ihre Art, sich mit eifrigen Bewegungen, fortlaufend schnüffelnd fortzubewegen, ist charakteristisch für ihre Aufgabe. Mit lautem Gebell und geräuschvollem Stöbern mit tiefer Nase begeben sie sich auf Fährtensuche. Ebenso besitzen Stöberhunde in der Regel eine recht ausgeprägte Wasserfreudigkeit. Unter anderem zählen Cockerspaniel, English Springer Spaniel und der Deutsche Wachtelhund zu den Stöberhunden.
Schweißhunde und Bracken
Diese Vierbeiner besitzen einen außerordentlichen Orientierungssinn und eine uneingeschränkte Spursicherheit. Sie werden speziell zur Nachsuche auf Schalenwild eingesetzt, das durch nicht tödliche Schüsse oder im Straßenverkehr verletzt wurde. Sie sind wahre Spezialisten und können über Stunden hinweg Spuren verfolgen. Dazu gehören Rassen wie der Hannoversche Schweißhund, der Bayerische Gebirgsschweißhund sowie die Alpenländische Dachsbracke.
Apportierhunde
Die Affinität zum kühlen Nass sind diesen Vierbeinern förmlich in die Wiege gelegt und als Spezialisten des Suchens und Bringens kommen sie ihren Aufgaben bei der Jagd nach. Dies erfordert ein hohes Maß an Eigenständigkeit sowie eine ausgeprägte Sportlichkeit und Ausdauer. Typisch für diese Hunde ist auch ihr Wunsch ihrem Besitzer zu gefallen, der sogenannte Will-to-please. Zu den Apportierhunden gehören alle Retrieverrassen – beispielsweise der Golden Retriever, Labrador Retriever oder der Flatcoated Retriever.
Erdhunde
Die Größe dieser Vierbeiner macht sie für die Baujagd auf Fuchs, Dachs und Kaninchen zu einem unentbehrlichen Begleiter. Mit viel Mut, Fleiß, Intelligenz und Selbstständigkeit gehen sie zielstrebig ihrer Arbeit nach. Dackel, Foxterrier sowie Jack und Parson Russel Terrier zählen zum Beispiel zu den Erdhunden.
Ihre Bedürfnisse als Familienhund
Da in jeder Jagdhunderasse viel Passion und Arbeitswille steckt, muss eine Haltung ohne jagdlichen Einsatz sehr differenziert betrachtet werden. Fakt ist, dass sich einige Rassen eher für Nichtjäger eignen als andere. So haben sich beispielsweise Cocker Spaniel, Irish Setter, Labrador, Golden und Flatcoated Retriever sowie Dackel längst einen festen Platz in den Herzen vieler nichtjagender Hundefreunde erobert. Trotzdem sollte auch bei diesen Rassen ihre eigentliche Bestimmung nie vergessen werden. Eine Anschaffung bedarf also einer gründlichen Überlegung, denn auch diese Hunde brauchen sehr viel Zuwendung und Zeit – schließlich müssen sie anderweitig beschäftigt werden, um ausgeglichen und glücklich zu sein.
Konsequente Erziehung
Dennoch sind Jagdhunde natürlich nicht unerziehbar. Im Gegenteil: Die meisten Vierbeiner möchten gefallen und lernen leicht, auch wenn der Jagdtrieb im freien Feld oder Wald mal stärker sein kann als die gute Erziehung. Rabiate Trainingsmethoden sind bei den äußerst feinfühligen Vierbeinern allerdings tabu. In der Erziehung ist generell viel Geduld, Hundeverstand und Einfühlungsvermögen, aber auch Konsequenz wichtig. Daher sind Jagdhunde nicht unbedingt für Anfänger geeignet. Grundsätzlich sollte der nicht jagdlich geführte Vierbeiner aus einer Show- und nicht aus einer Gebrauchslinie stammen. Bei Letzterer sind die jagdlichen Gene durch gezielte Zuchtauswahl stärker vorhanden, was die reine Begleithundehaltung deutlich erschweren kann.